Der Technologie- und Industriekonzern bleibt auch nach der Korrektur der erwarteten Ergebniszahlen von Industrial Solutions für das dritte Quartal und das laufende Geschäftsjahr und der damit verbundenen Prognose-Korrektur für den Konzern (vgl. Meldung vom 31.07.) auf Wachstumskurs.
Drittes Quartal: thyssenkrupp bleibt auf Wachstumskurs
Trotz negativer Währungseffekte konnte der Konzern[1] im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2017/2018 Auftragseingang und Umsatzum jeweils 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal steigern. Auf vergleichbarer Basis, das heißt um Währungs- und Portfolioeffekte bereinigt, verbesserten sich der Auftragseingang um 10 Prozent und der Umsatz um 9 Prozent. Das Bereinigte EBIT des Konzerns lag im dritten Quartal mit 332 Mio € jedoch unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Ursache dafür sind, wie Ende Juli bereits kommuniziert, vor allem zusätzliche Projektaufwendungen von rund 200 Mio € im Geschäftsbereich Industrial Solutions.
Bereinigtes EBIT nach 9 Monaten deutlich verbessert
In den ersten 9 Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat thyssenkrupp in vielen Bereichen eine positive Entwicklung verzeichnet: Der Auftragseingang des Konzerns lag mit 31,1 Mrd € etwa auf Vorjahresniveau (31,4 Mrd €); um Währungseffekte bereinigt, ergibt sich ein Zuwachs von 2 Prozent. Den Umsatz steigerte thyssenkrupp von Oktober bis Juni um 3 Prozent auf 31,7 Mrd €; auf vergleichbarer Basis beträgt das Plus 6 Prozent. Das Bereinigte EBIT des Konzerns stieg im selben Zeitraum auf 1,3 Mrd € (Vorjahr: 1,2 Mrd €).
Dabei profitierten insbesondere die Werkstoffgeschäfte von der anhaltend positiven Entwicklung des Marktzyklus, die sowohl bei Materials Services als auch bei Steel Europe zu starken Ergebnisbeiträgen geführt hat. Bei den Industriegütergeschäften zeigten sich Components Technology und Elevator Technology trotz des schwierigen Marktumfelds in den ersten 9 Monaten weiter verbessert. Lediglich aufgrund negativer Währungseffekte und gestiegener Materialkosten liegen die operativen Ergebnisse beider Business Areas temporär leicht unter dem Vorjahr. Bei Industrial Solutions hingegen verringerte sich das Bereinigte EBIT nach 9 Monaten aufgrund der bereits kommunizierten zusätzlichen Projektaufwendungen auf -224 Mio € (Vorjahr: 70 Mio €).
Der Free Cashflow vor M&A verbesserte sich in den ersten 9 Monaten aufgrund einer niedrigeren Mittelbindung bei den Materialgütergeschäften gegenüber dem Vorjahr deutlich. Er lag mit -1,6 Mrd € jedoch erwartungsgemäß weiter im negativen Bereich. Ursache dafür sind vor allem wie berichtet der geringere Auftragseingang und hohe Auszahlungen aus dem Auftragsbestand bei Industrial Solutions.
„Wir sehen ein gemischtes Bild. Die aktuellen Ergebnisse stellen uns unter dem Strich nicht zufrieden“, sagt Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. „Da lässt sich nichts schönreden. Insbesondere der Cashflow ist nicht zufriedenstellend, und das ist ein Zustand, der auf Dauer nicht tragbar ist. Wir müssen uns in all unseren Geschäften deutlich verbessern. Das packen wir jetzt entschlossen an.“
Joint Venture mit Tata führt zu positiven Bilanzeffekten
Nach dem Abschluss der Joint-Venture-Verträge Ende Juni kommen die Vorbereitungen zum Start des Gemeinschaftsunternehmens mit Tata planmäßig weiter gut voran. Nächste Schritte auf dem Weg zum Gemeinschaftsunternehmen sind die Fusionskontrollverfahren der zuständigen Wettbewerbsbehörden. Außerdem arbeitet thyssenkrupp an der eigenständigen Aufstellung des Stahlbereichs zur Vorbereitung des Joint Ventures.
Die Einbringung der europäischen Stahlaktivitäten in das Joint Venture mit Tata wird die Bilanzkennzahlen von thyssenkrupp mit Vollzug der Transaktion signifikant verbessern. So steigt etwa das Eigenkapital von ca. 10 auf über 15 Prozent, die Pensionslasten verringern sich um etwa 50 Prozent auf rund 4 Mrd €. Kurzfristig führt die im Juni geschlossene Vereinbarung jedoch wie erwartet zu einem einmalig erhöhten Steueraufwand, da Verlustvorträge in Deutschland künftig nicht mehr angesetzt werden können. Bedingt durch diesen Einmaleffekt verringerte sich das Nettoergebnis nach 9 Monaten leicht auf 230 Mio € (Vorjahr: 326 Mio €).
Das Joint Venture hat auch Auswirkungen auf die Berichtsstruktur von thyssenkrupp. So wird die Business Area Steel Europe fortan als „nicht fortgeführte Aktivität“ in der Bilanz ausgewiesen.
Angepasste Jahresziele für 2017/2018 bestätigt
Im laufenden Geschäftsjahr erwartet thyssenkrupp ein Bereinigtes Konzern-EBIT von rund 1,8 Mrd € (Vorjahr: 1,722 Mrd €) und damit ein Ergebnis am unteren Rand der ursprünglich in Aussicht gestellten Bandbreite von 1,8 bis 2,0 Mrd €. Der Free Cashflow vor M&A wird im Vergleich zum Vorjahr (-855 Mio €) nach wie vor deutlich besser ausfallen, aufgrund der geringeren Beiträge von Industrial Solutions jedoch negativ sein. Der Jahresüberschuss des Konzerns wird trotz dieser Entwicklungen weiterhin signifikant besser ausfallen als im Vorjahr (271 Mio €).