Der Weltstahlverband worldsteel rechnet in seinem aktuellen Konjunkturausblick für dieses Jahr mit einem Anstieg der globalen Stahlnachfrage um 1,7% auf 1.793 Mio. Tonnen. 2025 wird die Stahlnachfrage voraussichtlich um 1,2% auf 1.815 Mio. Tonnen ansteigen.
Dr. Martin Theuringer, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses von worldsteel, kommentierte den Ausblick: „Nach zwei Jahren mit negativem Wachstum und starker Marktvolatilität seit der COVID-Krise im Jahr 2020 sehen wir erste Anzeichen dafür, dass sich die globale Stahlnachfrage in den Jahren 2024 und 2025 auf einen Wachstumspfad einpendelt.“
Für die EU erwartet Worldsteel 2025 einen bedeutenden Aufschwung, wenngleich die EU-Länder und Großbritannien derzeit vor den größten Herausforderungen stünden. Geopolitische Veränderungen und Unsicherheit, hohe Inflation, Straffung der Geldpolitik und teilweise Rücknahme der steuerlichen Unterstützung sowie nach wie vor hohe Energie- und Rohstoffpreise hätten zu einem Rückgang der Stahlnachfrage 2023 auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 und zu erheblichen Abwärtskorrekturen der Prognose für dieses Jahr geführt. Die prognostizierte Stahlnachfrage der EU für das laufende Jahr ist nur um 1,5 Mio. Tonnen höher als der Tiefpunkt während der Pandemie 2020. Im Jahr 2025 dürfte die Stahlnachfrage in der EU mit einem Wachstum von 5,3 % wieder deutlich anziehen
Im krassen Gegensatz zur EU weise die Stahlnachfrage in den USA weiterhin gesunde Fundamentaldaten auf. Es werde erwartet, dass die Stahlnachfrage des Landes nach einem drastischen Rückgang, der durch die Verlangsamung des Wohnungsmarktes im Jahr 2023 verursacht wurde, im Jahr 2024 dank einer starken Investitionstätigkeit, die durch das Investitionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA) und eine allmähliche Erholung der Wohnungsbautätigkeit gefördert wurde, rasch auf den Wachstumspfad zurückkehrt.
Die Stahlnachfrage in China werde im Jahr 2024 in etwa auf dem Niveau von 2023 bleiben, da die Immobilieninvestitionen weiter zurückgingen, aber der entsprechende Rückgang der Stahlnachfrage durch ein Wachstum der Stahlnachfrage aus Infrastrukturinvestitionen und dem verarbeitenden Gewerbe ausgeglichen werde. Im Jahr 2025 werde die chinesische Stahlnachfrage mit einem Rückgang von 1 % wieder auf den Abwärtstrend zurückkehren. Indien habe sich seit 2021 als stärkste Triebkraft für das Wachstum der Stahlnachfrage erwiesen. Die indische Stahlnachfrage werde mit einem Wachstum von 8 % in den Jahren 2024 und 2025 weiter zulegen, angetrieben durch ein anhaltendes Wachstum in allen stahlverbrauchenden Sektoren und insbesondere durch ein anhaltend starkes Wachstum der Infrastrukturinvestitionen. Im Jahr 2025 wird die Stahlnachfrage in Indien voraussichtlich um fast 70 Millionen Tonnen höher sein als im Jahr 2020.
In anderen aufstrebenden Regionen der Welt wie MENA und ASEAN wird erwartet, dass sich das Wachstum der Stahlnachfrage im Zeitraum 2024-2025 nach einer deutlichen Verlangsamung im Zeitraum 2022-2023 beschleunigt.
Europa: Hoffnungsträger Windenergie
Gestützt hat die weltweite Stahlnachfrage im Jahr 2023 eine starke Investitionstätigkeit in Produktionsanlagen und öffentliche Infrastruktur. Investitionen in Produktionsanlagen werden durch das Bestreben der großen Volkswirtschaften nach Resilienz getrieben, strategische Sektoren zu entwickeln und die Versorgungssicherheit für strategische Komponenten und Materialien vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen zu gewährleisten. Im ökologische Wandel der Weltwirtschaft sieht worldsteel einen der Hauptfaktoren für den Anstieg der öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. So erwartet worldsteel beispielsweise, dass sich die weltweite Stahlnachfrage für neue Windenergieanlagen bis 2030 auf rund 30 Mio. Tonnen verdreifachen wird, verglichen mit den frühen 2020er Jahren. Auch wenn der Anteil der Stahlnachfrage für Windenergieanlagen an der weltweiten Gesamtnachfrage relativ gering bleiben werde, könnte er die Gesamtstahlnachfrage in bestimmten Regionen wie Europa deutlich ankurbeln.
Quelle: worldsteel