Aluminiumindustrie leidet unter hohen Energiekosten
Produktion von Primäraluminium: China ist der Motor der Nachfrage. Bild: IKB Deutsche Industriebahnk
Hohe Preise für Energie haben im vergangenen Jahr vor allem in Deutschland die Aluminiumnachfrage belastet. Die Produktion von Primäraluminium ist gar um 45 Prozent zurückgegangen.
Trotz des starken Rückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2022 liegen die Energiepreise immer noch signifikant über dem Niveau der späten 2010er Jahre, insbesondere wenn die Abgaben und Umlagen trotz einzelner Entlastungen hinzugerechnet werden, schreibt die IKB Deutsche Industriebank in einem aktualen Bericht zur Lage der Aluminiumindustrie in Deutschland und Europa. Insofern überrasche in Verbindung mit der konjunkturell bedingten Nachfrageschwäche der erneute Rückgang der europäischen Aluminiumproduktion um 7 % im vergangenen Jahr nicht. In Deutschland betrug der Rückgang sogar 10 % auf 2,98 Mio. t mit einem Minus von 45 % bei der Produktion von Primäraluminium auf nur noch rd. 190 000 t, worin sich auch die Schließung einer von vier verbliebenen Hütten widerspiegelt. Auch in der Weiterverarbeitung verzeichnete die deutsche Aluminiumindustrie mit 9 % ein deutliches Minus. Besonders stark fiel der Rückgang bei den Strangpressprodukten um 15 % auf rd. 500 000 t aus. Der Rückgang von 7 % bei den Walzprodukten auf rd. 1 830 000 t komplettiert das schwache Bild. Global hingegen stieg die Primäraluminiumproduktion um 2,3 % und erreichte mit 70,6 Mio. t einen neuen Rekordwert. Der Anstieg der chinesischen Produktion war im letzten Jahr der Treiber des globalen Wachstums. Für die nächsten Jahre erwartet die IKB ein moderates Wachstum der weltweiten Primärproduktion auf 75 Mio. t im Jahr 2027 und somit eine Fortsetzung des strukturellen Angebotsdefizits. Denn auf der Nachfrageseite sorgen der Trend zum Leichtbau und zur E-Mobilität sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien weiterhin für zusätzliche Impulse. Ein weiterer Ausbau der Recyclingkapazitäten zur Deckung des Aluminiumbedarfs und zur Verbesserung der Energiebilanz und des CO2-Ausstoßes sei notwendig. Mit der schrottbasierten Aluminiumproduktion lassen sich rd. 95 % der Energie gegenüber der klassischen Produktion von Primäraluminium einsparen – ein großer Hebel zu mehr Nachhaltigkeit. Die schwache Konjunktur und hohe Energiekosten belasten laut IKB die europäische und insbesondere auch deutsche Aluminiumindustrie. Mittelfristig sollte aber die europäische Klimaschutzpolitik für Impulse auf der Nachfragseite sorgen. Der Hochlauf der E-Mobilität erfordert mehr Leichtbau in der Automobilbranche, die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden und nicht zuletzt der Photovoltaik-Boom im Rahmen der Energiewende zieht einen hohen spezifischen Aluminiumbedarf nach sich. Gleichzeitig wird von Endkunden und Weiterverarbeitern in der Wertschöpfungskette zunehmend der Grad der Nachhaltigkeit in der Produktion hinterfragt. Insofern seien etwaige Lücken in der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur aufgrund der vom Gesetzgeber gesetzten Fristen kurzfristig zu schließen. Quelle: IKB Deutsche Industriebank