Der belgische Industriekonzern John Cockerill erweitert sein Produktportfolio im Bereich Metalle auf die Eisen- und Stahlerzeugung. Der metallurgische Anlagenbereich nimmt wieder verstärkt die Stahlindustrie in den Fokus und hat dabei die Dekarbonisierung der gesamten Stahlwertschöpfungskette zum Ziel.
Der traditionsreiche Industriekonzern John Cockerill (bis 2020 CMI) steigt wieder verstärkt in den Stahlanlagenbau ein. Neue Technologien des Nachfolgeunternehmens der 1817 gegründeten John Cockerill Group sollen die Stahlindustrie bei der Dekarbonisierung unterstützen. John Cockerill hat drei große Trends identifiziert, die nach Ansicht des Unternehmens eine entscheidende Rolle bei der Umstellung des Stahlsektors auf Netto-Null-Emissionen spielen werden: Grüner Stahl, Elektrifizierung und leichte hochfeste Stahlsorten. Um heutigen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, widmen hat der metallurgische Anlagenbereich John Cockerill Metals die drei Geschäftsbereiche Eisen- und Stahlerzeugung, Verarbeitung & Walzen sowie Dienstleistungen & Energie-Effizienzgeschaffen.
Während das Segment Verarbeitung & Walzen das historische Downstream-Produktportfolio der ehemaligen CMI neu gruppiert, konzentriere sich das neu geschaffene Segment Eisen- und Stahlerzeugung auf das neue Upstream-Angebot von John Cockerill Metals im Zusammenhang mit Direktelektrolyse (Volteron), Direktreduktion, Elektro-Lichtbogen-Technologien und dem Einsatz von Wasserstoff in der Stahlerzeugung.
Services & Energy Efficiency habe insbesondere ältere kohlebasierte Hüttenwerke im Visier, wo die Emissionen durch den Einsatz effizienterer Technologien nach Einschätzung des Anlagenbauers um bis zu 90 % gesenkt werden könnten. Dieses neue Segment umfasse alle Service- und After-Sales-Aktivitäten und werde sich auch stark auf die Elektrifizierung nachgelagerter Öfen (Aufwärm- und Verarbeitungslinienöfen) sowie auf die Wasserstoffverbrennung und die Optimierung des Anlagenbetriebs konzentrieren, einschließlich Energieaudits und der Modernisierung von Stahlproduktionsanlagen und -einrichtungen.
Dekarbonisierung der Stahlerzeugung
Die großen Mengen an Wasserstoff, die von Elektrolyseuren vor Ort erzeugt werden, sind nach Ansicht des Anlagenbauer in Verbindung mit der Elektrifizierung derzeit die ultimative Form der umweltfreundlichen Stahlerzeugung in einer Netto-Null-Wirtschaft, da Wasserstoff den Wandel für die Zukunft der grünen Stahlerzeugung einleite. Nach Schätzung von John Cockerill wird 64 % der für 2050 prognostizierten Gesamtprimärstahlproduktion auf die Route Direktreduktion mit Wasserstoff und Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen (H2-DRI-EAF) entfallen, gefolgt von 25 % DRI-EAF mit CCS-Technologie (Kohlenstoffabscheidung und Speicherung, Carbon Capture and Storage).
Mit seinem Know-how im Berich der Stahlwertschöpfungskette kombiniert mit seinen hochleistungsfähigen alkalischen Elektrolyseuren und integrierten Lösungen für die Projektabwicklung verspricht John Cockerill Stahlherstellern Lösungen für die Poduktion von grünen Wasserstoff als Reduktionsmittel für die flüssige Phase der Stahlherstellung, während gleichzeitig die End-to-End-Kosten gesenkt würden.
John Cockerill will nicht nur Technologien zur Dekarbonisierung der Eisenreduktion und der Stahlproduktion durch indirekte Elektrifizierung (DRI-EAF und H2-DRI-EAF) anbieten, sondern arbeitet auch an Volteron, einem nach Unternehmensangaben einzigartigen Verfahren zur Eisenreduktion und Stahlverarbeitung. Das von John Cockerill gemeinsam mit dem weltgrößten Stahlhersteller ArcelorMittal entwickelte Verfahren zur Eisenerzeugung durch direkte Elektrolyse ist ein Zukunftsprojekt CO2-freier Stahlerzeugung. Die erste Volteron-Anlage, die kommerziellen Stahl durch direkte erneuerbare Elektrifizierung im industriellen Maßstab produziert, soll 2027 in Betrieb gehen. John Cockerill biete somit beide Möglichkeiten für die Flüssigstahlerzeugung an: direkte und indirekte Elektrifizierung durch erneuerbare Energiequellen und nehme damit eine einzigartige Position auf dem Markt ein.
Verarbeitung und Walzen: Wachstumsmarkt E-Mobilität
Das Portfolio von John Cockerill Metals für die Eisen- und Stahlerzeugung werde durch seine nachgelagerten Verarbeitungstechnologien vervollständigt, darunter die Jet Vapor Deposition (JVD)-Technologie. Diese neue Vakuumbeschichtungstechnologie verspricht Stahlherstellern eine bisher nicht gekannte Flexibilität bei der Beschichtung bei gleichzeitiger Kosteneffizienz. Bei Cockerill ist man davon überzeugt, dass die JVD-Technologie in den kommenden Jahren die heutigen Verfahren der Feuerverzinkung oder der galvanischen Verzinkung ersetzen werde.
Eine weitere wichtige Erweiterung ihres Portfolios sieht John Cockerill Metals im Bereich der Weiterverarbeitung mit der sogenannten E-Si-Produktreihe. Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Mobilität und Elektrofahrzeugen (EV) werden die Stahlhersteller nach Ansicht des Anlagenbauers gezwungen sein, ihre Produktionskapazitäten zu erhöhen, um die prognostizierte Nachfrage zu decken. Das Elektroband von morgen müsse stark, leicht und mit hoher magnetischer Leitfähigkeit versehen sein und präzise metallurgische Eigenschaften aufweisen, darunter einen höheren Siliziumgehalt, der es härter, aber auch schwieriger zu verarbeiten macht. Die E-Si-Anlagen und -Verarbeitungslinien von John Cockerill Metals seien speziell für die Herstellung von hochwertigem nichtkornorientiertem Stahl (NGO) entwickelt worden, um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen und den Wandel hin zu umweltfreundlicher Mobilität zu unterstützen.
Quelle: John Cockerill