Ruft nach dem Staat: Die Senkung der Kosten für Energie und Wasserstoff sei bedeutend für den Erfolg der gesamten Branche, sagt Thomas Bünger, Deutschlandchef der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt. Bild: ArcelorMittal
Der weltgrößte Stahlerzeuger ruft nach dem Staat. Für eine erfolgreiche Dekarbonisierung brauche es in Deutschland und Europa eine Industriepolitik, die ausreichend Wasserstoff und Energie zu international wettbewerbsfähigen Preise sicherstelle.
ArcelorMittal fordert eine klare Industriepolitik. Nur wenn international wettbewerbsfähige Preise für erneuerbare Energien sowie Wasserstoff in ausreichender Menge langfristig gewährleistet seien, könne die Umstellung auf eine CO2-neutrale Stahlproduktion in Deutschland gelingen. In der Übergangsphase könne der Einsatz von Erdgas bereits dazu beitragen, die Emissionen erheblich zu senken. ArcelorMittal hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen in Europa bis 2030 um 35 Prozent zu senken und eine kohlenstoffneutrale Produktion bis 2050 weltweit umzusetzen. Trotz deutlicher Fortschritte und einer von der EU genehmigten Förderzusage der Bundesregierung für die geplanten Dekarbonisierungsprojekte der Flachstahl-Standorte in Bremen und Eisenhüttenstadt stehe das Unternehmen vor Herausforderungen, insbesondere wegen hoher Energie- und Wasserstoffkosten. Konkurrenzfähige Energiepreise seien ein entscheidender Faktor für die finale Investitionsentscheidung des Konzerns zur Dekarbonisierung der Produktion in Deutschland. „Die Dekarbonisierung unserer Produktion ist für uns von höchster Priorität, aber die aktuellen Kosten und zukünftige Preisprognosen für Energie und Wasserstoff stellen eine erhebliche Herausforderung dar“, betont Dr. Thomas Bünger, Deutschlandchef der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt. „Eine Industriepolitik, die auf die Senkung dieser Kosten abzielt, ist bedeutend für unseren Erfolg und den Erfolg der gesamten Branche. Zudem sind wir als europäisches Unternehmen mit unseren Werken in Deutschland ein wichtiger Teil der Grundstoffindustrie und damit am Beginn der Wertschöpfungskette unserer Wirtschaft.“ Lutz Bandusch, Vizepräsident von ArcelorMittal Europe, ergänzt: „Wir brauchen den rapiden Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Aufbau einer heimischen Wasserstoffproduktion bei gleichzeitiger Erhöhung des Wasserstoffimports, damit die Transformation gelingt.“ ArcelorMittal verfolgt bei der Dekarbonisierung der Stahlerzeugung verschiedene Technologieansätze in Europa. In Deutschland steht die Umstellung der Hochofentechnologie zu einer erdgas- und später wasserstoffbasierten Direktreduktion und Elektrolichtbogenöfen im Mittelpunkt der Dekarbonisierungspläne. Die CO2-neutrale Roheisenproduktion erfordere einen Wasserstoffpreis von etwa zwei Euro pro Kilogramm, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Derzeit liegt der Preis für Wasserstoff bei sieben bis neun Euro pro Kilogramm. Auch der Betrieb von Elektrolichtbogenöfen sei wegen des hohen Strompreises auf Dauer nur schwer wirtschaftlich möglich. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssten staatliche Maßnahmen grünen Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge und zu international wettbewerbsfähigen Preisen langfristig garantieren. Auch die Schaffung eines grünen Leitmarkts sei für die wettbewerbsfähige Herstellung von CO2-reduziertem Stahl entscheidend. Kennzeichnungsinitiativen könnten hilfreich sein, um zusätzliche Anreize zu setzen, z. B. bei öffentlichen Ausschreibungen und bei der staatlichen Beschaffung. Außerdem müsse auf nationaler und auf EU-Ebene entschieden gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgegangen werden. Dazu gehöre, die noch bestehenden Schwachstellen im CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) zu schließen, um effektiv das Risiko der Abwanderung eines Teils der industriellen Wertschöpfung außerhalb Europas zu reduzieren. Quelle: ArcelorMittal