Eine schwache Nachfrage in Verbindung mit hohen und international nicht wettbewerbsfähigen Strompreisen haben die deutsche Stahlproduktion 2023 auf ein historisch niedriges Niveau sinken lassen. Auch im Dezember 2023 wurde die Abwärtsbewegung bei der Rohstahlproduktion registriert. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Erzeugung um 2,3 Prozent. Damit besteht der seit Anfang 2022 dauernde Negativtrend fort. Im vierten Quartal 2023 lag die Produktion rund 5 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau.
Nur 35,4 Millionen Tonnen Stahl wurden 2023 insgesamt in Deutschland erzeugt. Das ist das niedrigste Produktionsvolumen seit der Finanzmarktkrise 2009. Damals ging es jedoch nach einem rezessionsbedingt harten Einbruch schnell wieder bergauf.
Besonders stark gesunken ist im abgelaufenen Jahr die Stahlerzeugung im Elektrolichtbogenofen. Mit einem Minus von rund 11 Prozent auf 9,8 Millionen Tonnen wurde sogar der Tiefpunkt während der Finanzmarktkrise unterboten. Zu der Zeit lag die Elektrostahlproduktion bei 11,3 Millionen Tonnen. Eine schwache Baukonjunktur in Verbindung mit den hohen Strompreisen haben bei dieser stromintensiven Produktionsroute besonders tiefe Spuren hinterlassen. Aber auch die Oxygenstahlproduktion konnte sich im vergangenen Jahr lediglich stabilisieren, und das auf einem nur äußerst niedrigen Niveau.
Dazu Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die Jahresbilanz der Stahlproduktion in Deutschland zeigt deutlich, dass die Lage für die Stahlindustrie – und hier insbesondere die Elektrostahlroute – sehr ernst ist. Hier besteht nach wie vor dringender politischer Handlungsbedarf: Ganz akut bei den noch immer nicht wettbewerbsfähigen Stromkosten, die mit den seit Jahresbeginn verdoppelten Übertragungsnetzentgelten so hoch sind wie nie zuvor.“
Auch die Finanzierung der Transformation zur Klimaneutralität, die seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds auf der Kippe steht, müsse die Bundesregierung dringend auf eine solide finanzielle Basis stellen, so Rippel weiter: „Wir brauchen ein klares politisches Konzept, wie der Weg zur Klimaneutralität nachhaltig finanziert werden soll. Das ist ein zentraler Baustein, um die Transformation der Stahlindustrie und die Dekarbonisierung unseres Landes insgesamt weiter voranzubringen.